Wer hat Schuld am Tod einiger Besucher der diesjährigen Love-Parade in Duisburg am vergangenen Samstag (24.07.2010)? Diese Frage wird derzeit in unzähligen Medien diskutiert.
Die Schuldigen - so ist für viele schnell klar - müssen natürlich die Veranstalter sein. "Wie kann man nur ein viel zu kleines Gelände vorsehen?", "Wie kann man nur mit 500.000 Besuchern planen, wenn doch mindestens 1.000.000 in der Vergangenheit gekommen waren?" Diese und noch viele Weitere ähnlicher Fragen werden in Medien und Pressekonferenzen vorwurfsvoll gestellt - die vermeintlich Schuldigen vor Augen.
Doch wer trägt die Schuld wirklich? Sind es nicht wir selbst, die den anderen nicht den Dreck unter den Nägeln gönnen? Wie kam es denn zu den Toten? Ganz "einfach": Durch Ungeduld - einer neumodischen Eigenschaft vieler unserer Mitbürger. Werden wir nicht alle ungeduldig, wenn im Supermarkt an der Kasse schon seit 10 Minuten nichts geht, aber noch zwei, drei Kassen geschlossen sind? Überholen wir nicht alle jeden "Vorschriftenfahrer", der brav 29 fährt, wenn 30 ausgewiesen sind? Ja, das tun wir. Und genau das ist das Problem unserer Gesellschaft, das Problem unser selbst. Wir sind schlichtweg zu ungeduldig (geworden). Geduld ist eine Tugend, heißt es im Volksmund. Eine Tugend, die leider augenscheinlich zu Vielen verloren gegangen ist. Aber Einstein sagte schon: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Er wird noch öfter recht behalten werden.
Die Geduld und die Vernunft fehlte am Samstag Nachmittag leider zu Vielen. Wären wir alle in der Lage vernünftig zu handeln, wären wahrscheinlich keine Menschen, durch jene Umstände, derart zu Schaden gekommen. Hätte man sich gesagt: "Oh, es ist schon voll. Schade. Na gut, dann gehe ich eben wieder." Oder hätte auch jeder einzelne in der Warteschlange gesagt: "Ich habe Geduld, ich warte. Ich halte Abstand zu meinem Vordermann. Ich schubse und drängle nicht." Wie viele Opfer hätten wir dann wohl zu beklagen?
Natürlich ist die letzte Frage so nicht ganz gerecht. Es geht hier aber auch um die Tatsache, dass, in ganz populistischer Tradition, der Fehler wieder einmal bei anderen gesucht wird. Und schon schließt sich auch der Kreis. Wenn Jemand Amok läuft, sind es die "Killer"-spiele. Wenn es zu einer Massenpanik kommt, ist es der Veranstalter. Es gibt immer einen Schuldigen. Aber es ist immer ein anderer, niemals man selbst. So ein Glück!
Tja, liebe Freunde. So ganz ohne Sarkasmus: So einfach dürfen wir es uns nicht machen. Jeder einzelne von uns sollte sich - nicht zuletzt wegen des tragischen Geschehens am vergangenen Samstag - Gedanken über sein eigenes Verhalten machen. Vor allem dann, wenn SIE jetzt denken, der Autor hat einen Knall.
